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Jon Flemming Olsen in Ahausen: Wiederhören nach 25 Jahren

Muckelige Spielstätte

Foto: Bettina Diercks
Foto: Bettina Diercks

Ahausen - Von Bettina Diercks. Er ist ein Musiker, der mit Muschel und Aal auf dem Meeresgrund liegt und von einem Erdbeermund träumt. Dessen Leben auf einmal vor der Tür steht und er auf ein Bier herein und zum Bleiben bittet: Der Gelegenheitshamburger Jon Flemming Olsen – einigen eher bekannt als Imbiss-Wirt Ingo aus der Fernsehserie „Dittsche“. Der Sänger gastierte mit seinem neuen Album „Von ganz allein“ am Freitag auf dem Ahauser Kulturhof.

 

So sehr die sozialen Medien im Internet ein Fluch sind, zumindest in einer Hinsicht hatten sie Vorzüge: Alte Freunde und Bekannte lassen sich aufstöbern, alte Kontakte aufwärmen und mitunter halten; sofern man sich etwas zu sagen hat. Offensichtlich war das der Fall bei Kulturhof-Chefin Christina Fry und Olsen. Sie hatte ihn bei Facebook aufgestöbert. Vor 30 Jahren war sie Backgroundsängerin bei dem Gründer der Country-Gruppe Texas Lightning, die 2006 den Ohrwurm „No No Never“ lieferte.

 

„Ich bin ganz aufgeregt, ich bin happy“, sagt die Sängerin, als Olsen in die Spielstätte getänzelt kommt. „Ahausen, Mensch, endlich kommen wir zusammen, ein Konzert, auf das sie 25 Jahre warten mussten. Manchmal brauchen Dinge einfach lange“, liefert Olsen sein Warm-up. „Schön, in dieser kleinen muckeligen Spielstätte zu spielen.“

 

Ebenfalls schön, dass Olsen den Weg nach Ahausen gefunden hat, wo eine brechend volle Bude wünschenswert gewesen wäre. Olsen zeigte sich sehr dem Publikum zugewandt, überzeugte mit Bühnenpräsenz, phantasie- und gefühlvollen, teils innigen Texten, Entertainer-Qualitäten und Gesang. Letzteres mit klarer Artikulation, was nicht immer bei „Singer-Songwriter“-Konzerten der Fall ist.

 

So trafen die ausschließlich eigenen Songs – vorwiegend Balladen – mal den Nerv der Zeit, ins Herz, die Tränendrüse. Die Texte sind dem realen Leben und der Gefühlswelt entsprungen und mit einem Hauch Phantasie angereichert. Wie immer geht es um das Leben mit all seinen Höhen, Tiefen, Sehnsüchten, Hoffnungen, Enttäuschungen, gebrochenen Tabus, Ängsten und Schmerzen sowie natürlich die Liebe. Auch zu sich selbst. An sich glauben, so wie es scheinbar Olsen mit seinem Album „Von ganz allein“ getan hat, dass er mit einem Crowdfunding-Projekt finanziert hat. Vielleicht festigte der Song „Wenn du’s wirklich willst“ den Glauben daran, dass es funktioniert, denn: „Wenn du’s wirklich willst – Ja, dann gib nicht auf – Wenn du’s wirklich liebst – Ja, dann lass es raus – Wenn’s zu dir gehört – Ja, dann halt es fest – Wenn du das nicht tust, dann ist es besser, wenn du’s lässt“. Ob es nur für Projekte oder auch die große Liebe gilt, verriet Olsen nicht.


Sänger Udo Klopke eröffnet die Saison auf dem Ahauser Kulturhof

Auftakt zur Konzertsaison

© Bettina Diercks
© Bettina Diercks

Von Bettina Diercks. Einen warmherzigen Abend haben am Sonntag die Gäste des Kulturhofes in Ahausen erlebt. Dort übernahm der Sänger und Songwriter Udo Klopke den Auftakt zur diesjährigen Konzertsaison.

Irgendwie weltgewandt und doch bodenständig kommen seine Songs daher. Letzteres liegt vielleicht daran, dass Klopke Niedersachse ist. Geboren und aufgewachsen in Quakenbrück (Kreis Osnabrück), verschlug es ihn erst später ins Rheinland. Der Scherz, sein Publikum am Abend mit „Guten Morgen“ zu begrüßen, könnte allerdings aus beiden Regionen Deutschlands stammen.

 

Klopke, der gerne mit Band unterwegs ist und sonst auch ortsansässige, befreundete Musiker mit auf die Bühne nimmt, bestreitet in Ahausen seinen Auftritt solo. Bewaffnet mit akustischen Gitarren, einer sogenannten Stompbox und einem Schellenkranz am Fuß, kompensiert er die fehlenden Instrumente.

 

Seine englischsprachigen Stücke handeln von vielfältigem Herzschmerz, Sehnsucht, Wehmut, alltäglichen und emotionalen Gedanken und Wünschen, Ambivalenz und manchmal auch Irrationalität – wie das Leben und vor allem die Liebe eben so spielt und wozu zwangsläufig auch Scheitern gehört. Offenbar auch bei einem Profimusiker wie Klopke, der beim Abreißen von Kilometern auf der Tour, Spaziergängen mit dem Hund im Wald und am Strand, auf Klo, im Kino und sonst wo auf Ideen für seine Stücke kommt. „Ich kann nur schreiben, wenn ich nicht auf Tour bin. Ich nehme auf meinem Smartphone Ideen auf und habe immer ein Textbuch dabei“, sagt Klopke, der sich als charmanter Geschichtenerzähler entpuppt und damit spezielle Wärme und Nähe zum Publikum erzeugt.

 

Angereichert mit viel Fantasie, entspinnt sich beim Vorbeifahren eines Containerschiffes eine Geschichte, eine Gedankenkaskade, in Klopkes Kopf, die von einem Seefahrer handelt, der nicht nach Hause kann, weil er eine Heuer nach der anderen annimmt und deshalb in der Zwickmühlen hängt: Die viele Arbeit, um Geld für seine Familie zu verdienen, und die ferne Familie, die er vermisst, aber nicht besuchen kann, weil er Geld verdienen muss. Oder der Wunsch, dass Kinder weiter springen und smarter seien sollen als man selbst, erzählt aus Sicht eines Piratenjungens. „Ich frage mich, was ich an dem Tag geraucht habe“, sagt Klopke, der über sich sagt: „Ich hätte ja auch etwas Vernünftiges lernen können.“ Seine Songs sind mal rockig, mal poppig mal voller Jazz oder Blues. Klopkes Stimme klingt mal nach Phil Collins, mal nach Sting und dann einfach nur nach Klopke.

 

Im zweiten Teil des Abends überzeugt Klopke mit anspruchsvoll zu spielenden Stücken, nachdem der erste Teil eher wie ein Warmlaufen wirkte. Nach der Pause wirkte der gebürtige Quakenbrücker noch authentischer, glitt nebenbei in Stücken und Erzählungen musikalisch zu den Beatles und Supertramp ab und unterhielt in jeder Hinsicht glänzend sein Publikum.


Vielfältig und entspannt: TroubaDuo und Band eröffnen Ahauser Herbst

Auftakt am Freitagabend im Kulturhof

©Bettina Diercks
©Bettina Diercks

Von Bettina Diercks. Warm ums Herz wird den gut 120 Gästen am Freitag im Ahauser Kulturhof. Sie lauschen dem vielfältigen Programm von TroubaDuo und Band aus Lübeck.

 

Bereits im vergangenen Jahr finden Jana Nitsch (Akkordeon und Gesang) und Marcus Berthold (Fivestring Fiddle) bei ihrer Premiere beim Ahauser Herbst viele Fans.

Weil Zuhörer und Veranstalter 2016 gleichermaßen von den beiden begeistert sind kommt schnell die Idee auf, TroubaDuo in diesem Jahr das Eröffnungskonzert für den Ahauser Herbst zu übernehmen. Da liefern sie Freitag ein bunten Mix aus jiddischen, eigenen und französischen Straßensongs, Chansons, Klezmermusik und Balkanbeat. Wie so oft in Liedern geht es um Liebe, Heimat, Fernweh und alltägliche Beobachtungen, das ganz normale Leben.

 

Ein wenig wirkt der Auftritt wie ein Wohnzimmerkonzert, so entspannt sind Haltung und Stimmung von Band und Publikum. Nicht alle finden einen Sitzplatz, einige müssen sich zwischen den Stellwänden mit den Kunstwerken arrangieren. Alles völlig problemlos.

 

Platz zum Tanzen in Hälfte zwei

Nitsch und Berthold bringen Jonas Vandeperre (Percussion) und Emre İşlemecioğlu (Bass) mit und liefern vom ersten Stück an eine ganz eigene, wunderbare, warme Atmosphäre. Nitsch bereichert den Abend mit poetischen Gedichten. Auf ihre Anregung hin werden in der Pause ein ganzer Teil Stühle weggeschleppt, um eine Tanzfläche für eine „Balkanrunde“ zu schaffen. Sie selbst zieht vor dem zweiten Teil erstmal die Stiefel aus und später auch das grüne Kleid. Dem Beispiel folgt Publikum zwar nicht, aber es tanzt.

Jana Nitsch überzeugte mit vielfältigen Stimmlagen und ihrer überzeugenden Art.


Jazz-Flair im Kulturhof

TrioZZic aus Bremen brachte neue Atmosphäre

© Bettina Diercks
© Bettina Diercks

Von Bettina Diercks. Blues-Kneipen-Atmosphäre gab es am Samstag im Ahauser Kulturhof. Erstmals spielte dort eine Jazzband und brachte neues Flair in die Räume. Zu Gast war „TrioZZic“ aus Bremen. Die Band bewies, wie sehr sich der Raum in Ahausen für Jazz- und Blues-Konzerte eignet.

Dabei ist „Trio“ glatt gemogelt. Denn die Bremer Combo hat in ihrem „experience“-Projekt schon häufiger den Hellweger Profi-Musiker Edwin Bohlmann engagiert. So auch für die Ahauser „Music-Hall“. Bohlmann stellte sich als wahre Bereicherung in dem Ensemble heraus, da das erste Set ein wenig schmalspurig daher kam.

 

Die Aufregung verursachte die Anfangsprobleme, stellte sich später heraus. Denn, „TrioZZic“ hätten zwar immer wieder mal Auftritte, aber Routiniers seien sie nicht, verriet ein Insider später. Völlig unnötig bei dem entspannten Publikum, das weitestgehend nicht aus Ahausen kam.

Kontrabass (Randolph Henning) und Flügel (Alexander Hanke) übernahmen den Anfang und leisteten einen Vorgeschmack auf Songs bei bester Akustik. Sänger Dieter Göllner hatte allerdings Anlaufschwierigkeiten bei den ersten Stücken und modulierte nur wenig die Songs. Seine leicht rauchige Stimme erinnert ein Stück weit an Tom Waits und manchmal, auszugsweise, sogar an Joe Cocker – allerdings ohne dessen Stimmgewalt.

 

Spannend: Cocker gelang mit einem Beatles-Song der große Durchbruch. Gejazzte Beatlesversionen sind ein Spezialgebiet von TrioZZic. Und, Tom Waits befindet sich mit „Temptation“ im Repertoire der Bremer. „Mich würde mal interessieren, was Paul McCartney dazu sagen würde. Ich habe ihn aber noch niemals persönlich gesprochen“, scherzte Göllner, als er das im „TrioZZic“-Stil gecoverte Stück „Things we said today“ ankündigte. Cool gemacht, doch der Rest Schmelz in der Stimme fehlte dann doch ein wenig.

 

Mutig von Göllner war auch „Roxanne“ von The Police/Sting zu intonieren. Irre schwer und meistens nicht zu erreichen, so speziell und anspruchsvoll ist Stings Stimme. Neben Bohlmann, der sich immer wieder zurücknahm, um nicht zu stark in den Vordergrund zu rücken, beeindruckten Contrabassist Henning und Hanke am Flügel, der allerdings etwas hart gestimmt war und dennoch passte.

 

Dafür überzeugte Göllner ausnahmslos bei allen selbstgeschriebenen und -komponierten Stücken. Mit Inbrunst sang er über Lebenserfahrungen und -beobachtungen, Zuneigungen, Vorlieben, (Ex)-Beziehungen und die Liebe. Gerade letztere ist es ja, die Künstler jeden Genres inspiriert. Bei den eigenen Werken stimmte das Timbre und die Modulation. Gelebte Songs eben. Oder gesungenes Leben.

Den mehr als 40 Zuhörern gefiel offenbar der Abend. Und Veranstalterin Christina Fry freute sich über eine gelungene Jazz-Premiere auf dem Kulturhof, die von ihrer Mutter, der früheren Opernsängerin Natalie Usselmann-Kock, bejubelt wurde.


Weihnachtliche Lesung mit TV-Star Patrik Fichte

Lesung, Musical und ein bisschen Theater: Kunstgenuss im Kulturhof Ahausen

Von Heidi Stahl. In der weihnachtlich geschmückten Sternenscheune, dem Anbau des Ahauser Kulturhofes, haben sich am Vorabend des zweiten Advents drei Freunde mit fast 60 Gästen zu einem vorweihnachtlichen Kunstgenussgetroffen.

 

Die Chansonette und Entertainerin Christina Fry und der Schauspieler Patrick Fichte sind fast Sandkastenfreunde und haben am Hamburger Bühnenstudio für Bildende Künste gemeinsam studiert. Spontan hatten sie zusammen mit dem amerikanischen Musical-Star Mark Polak beschlossen, bei Frys Mutter, Natalie Usselmann, der Sängerin, Gesangslehrerin und Betreiberin des Ahauser Kulturhofes, einen weihnachtlichen Abend zu gestalten.

 

In der familiären Atmosphäre der Scheune gelang ihnen ein Spagat zwischen Besinnlichkeit und Showbusiness. Patrick Fichte las ganz traditionell auf einem altväterlichen, mit rotem Samt bezogenen Lehnstuhl Matthias Claudius' Gedicht vom Winter, der ein harter Mann ist, Karl Heinrich Waggerls Geschichte vom störrischen Esel, der Maria, das Jesuskind und ihr ganzes Gepäck auf der Flucht nach Ägypten tragen soll und von Astrid Lindgrens Pelle, der vor Weihnachten beleidigt in das Häuschen mit dem Herz auf dem Hof zieht.

Dazwischen präsentierte Mark Polak in schönster Las-Vegas-Manier im roten Satin-Rüschenhemd amerikanische Weihnachtslieder wie „Let it snow“ oder „Blue Christmas“ als Elvis-Presley-Parodie. Bei „Love me tender“ mischte er sich als Elvis-Double unter das Publikum, und sogar den berühmten Elvis-Hüftschwung brachte er originalgetreu auf die Bühne und begeisterte mit seiner professionellen Musical-Darstellerkunst.

 

Im Gegensatz dazu schlug Christina Fry im glitzernd-schwarzen Abendkleid die dramatischeren Töne von Zarah Leanders „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“ an oder brachte eindrucksvoll Edith Piafs „La vie an rose“ oder „Mylord“ zu Gehör. Mit persönlichen Zwischengesprächen untereinander schafften die drei Künstler es, eine sehr familiäre Atmosphäre zu erzeugen, bei der sich das Publikum wie zu Hause fühlte.

 

Spontan drückte Christina Fry der verblüfften anwesenden Sängerin und Freundin Tatjana Schuba ein Notenblatt in die Hand, holte sie auf die Bühne und sang mit ihr im Duett „La rose“. Immer wieder wechselten die Beiträge zwischen der deutschen besinnlichen Weihnacht mit den Geschichten von Patrick Fichte und den Showbusiness betonten amerikanischen Weihnachtsliedern und bekamen dabei immer einen leichten ironischen Einschlag. So wurden beispielsweise die Christmas Postcards aus Bing Crosbys „I'm dreaming of a White Christmas“ im Duett von Fry und Polak zu Christmas E-Mails. Auch der Bogen zum abschließenden gemeinsamen Singen mit dem Publikum des urdeutschen „Stille Nacht“ wurde problemlos und anheimelnd beschaulich geschlagen.

 

Dieser Adventsabend war eine gelungene und hervorragend präsentierte Gratwanderung zwischen deutscher Tradition und der mehr extrovertierten amerikanischen Auffassung von Weihnachten.



Hoffnungsvolle Talente

Klassische Lieder und Arien beim Sommerkonzert auf dem Kulturhof in Ahausen

Von Heidi Stahl. Einen besonderen Anlass hatte sich Natalie Usselmann, die Gesangspädagogin und Gastgeberin auf dem Kulturhof in Ahausen, zu Nutze gemacht, um an diesem herrlichen Sommerabend ihre Gäste mit klassischen Liedern und Arien zu erfreuen. Zwei ihrer blutjungen Schülerinnen bereiten sich gerade fiebernd vor Aufregung auf die wahrlich nicht einfache Aufnahmeprüfung an den Musikhochschulen in Hannover, Lübeck und Hildesheim vor.

 

Marlen Maul aus Scheeßel und Lea Bongartz aus Sottrum steht jetzt diese erste Bewährungsprobe ihrer gesanglichen Talente bevor. Immer schwieriger wird die Bewerbung um die wenigen Plätze an diesen renommierten Ausbildungsstätten, da es viele Bewerber auch aus dem riesigen Potenzial der östlichen Länder, wie Litauen, Estland, Russland oder auch aus dem asiatischen Raum nach Deutschland zieht.

 

An diesem Abend gab Natalie Usselmann ihren Schülerinnen die Gelegenheit, ihr für die Prüfung vorbereitetes Programm in einer Generalprobe einem interessierten Publikum zu präsentieren. Unterstützung gab es für die jungen Talente von der ausgebildeten Sängerin und Designerin Tatjana Bach, die mit Felix Mendelssohn-Bartholdys Lied „Auf den Flügeln des Gesanges“ das erste Eis dieses Abends brach. Mit ihrem kraftvollen, warmen Sopran und temperamentvollen Vortrag, wie beispielsweise in Mendelssohns „Hexenlied“ (Anderes Mailied) zeigte sie, wohin eine fundierte und arbeitsreiche Ausbildung führen kann. Am Flügel begleitete die Sänger auch an diesem Abend Pianist Peter Paulitsch.

 

Auch Dustin Drosdziok, der junge Tenor aus Usselmanns Schule, der mittlerweile schon drei Jahre an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg studiert, demonstrierte, welche Fortschritte er in so einem anstrengenden Studium gemacht hat.

 

Marlen Maul, die seit ihrem elften Lebensjahr singt und in der dreijährigen Betreuung durch Natalie Usselmann ihre anfänglichen Träume vom Musical zugunsten der Klassik geändert hat, überzeugte in musikalisch anspruchsvollen Vorträgen. Bach, Hugo Wolf und Mozart standen auf ihrem Programm. In der Arie „Una donna a quindici anni“ aus der Mozart-Oper „Cosi fan tutte“ zeigte sie zudem ihr mitreißendes schauspielerisches Talent und verblüffte damit ihr Publikum. Die erst 19-Jährige füllte mit ihrer Darbietung die ganze Bühne aus und verzaubert mit einem wahrhaft zu den schönsten Hoffnungen berechtigenden Koloratur-Sopran.

Mit Schuberts „Frühlingsglaube“ oder Giulio Caccinis „Ave Maria“ stand ihr Lea Bongartz in nichts nach. Sie lernt erst seit anderthalb Jahren bei Natalie Usselmann und besitzt eine überraschend tragende und voluminöse Sopranstimme. Wenn auch die Atemtechnik und auch das „wohin mit den Händen“ beim Vortrag noch nicht stimmig sind, weiß sie doch mit ihrer unübersehbaren Bühnenpräsenz zu überzeugen.

 

Allen Anwesenden war die Freude an der Musik an diesem Abend anzumerken. „Aus Natalies lebhaftem Unterricht geht man immer ganz beschwingt nach Hause, auch wenn man manchmal gar nicht so gut drauf war“, waren sich beide Gesangsschülerinnen einig.

 

Das Lampenfieber vor ihren schweren Prüfungsauftritten wollte Natalie Usselmann ihnen nehmen, indem sie ihnen an diesem Abend zeigte, wie sie das unberechenbare Adrenalin in positive Kraft verwandeln und zu einer inneren Strahlkraft werden lassen können und auch, dass die vielen Augen und Ohren des Publikums keine Feinde sind, wenn die Sängerinnen ganz bei sich sind und sich auf eigene Stärken besinnen. Jetzt bleibt zu hoffen, dass dieser Abend ihnen Kraft gibt, die Hürde der Prüfungen zu überwinden. Das Publikum an diesem Abend war vom Auftritt der Künstler auf jeden Fall begeistert.



Auf Weltklasseniveau

Christina Fry feiert mit „Ach, wie mich das aufregt“ Premiere in Ahausen

Ahausen - Von Bettina Diercks. Ein Konzert auf höchstem Niveau erlebten die Gäste des Ahauser Kulturhofes. Christina Fry gab dort die Premiere ihres neuen Programms „Ach, wie mich das aufregt“.

 

Kleptomanie kann sehr berührend sein; wenn sie so vorgetragen und dargestellt wird wie von Fry. Nicht nur mit diesem Stück hatte sie ihre Zuhörer „im Sack“. Vom ersten Lied an hingen die gut 50 Gäste (plus Studentenfreundeskreis Frys) an den Lippen der ehemaligen West-End-Sängerin. Und, wer die englisch-deutsche Profimusikerin schon einmal erlebt und ein wenig Kenntnis und Gehör hat: Die Musical-Preisträgerin (beste Stimme) hat sich noch weiter entwickelt. Hinzu kommt der Pluspunkt einer reiferen Frau, die noch mehr als bisher mit den Chansons, von beispielsweise Edith Piaf und Marlene Dietrich, verschmilzt.

 

So geheimnisvoll verrucht, verraucht, unnahbar und divenhaft zeigt sich Fry allerdings nicht. Dennoch lässt der Passus „Männer umschwirren mich wie Motten das Licht ...“ in „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ (Dietrich) problemlos Bilder im Kopf entstehen.

 

Sie begeisterte mit zwei Solis aus der Suite bergamasque von Claude Debussy, Clair de lune und Pour le piano Prélude. Vor allem letzteres ließ Zeit und Raum vergessen.

Fry und tom Dieck arbeiteten aber nicht einfach das Programm ab. Die Sängerin bewies sich als Entertainerin und scherzte auf charmanteste Art. „Ist das Licht so schmeichelhaft?“, fragte sie das Publikum. Ohne auf Antwort zu warten: „Dann können wir ja weitermachen.“

Das war der Auftakt. Vielleicht auch, um sich selbst die Aufregung zu nehmen. Die war ihr beim Gang auf die Bühne durchaus anzumerken. In der zweiten Hälfte schlich sich sogar ein Frosch ein („Kein Wunder, bei dem Wetter“), für den sich Fry ebenfalls charmant entschuldigte. „Das kann ja mal vorkommen.“ Wie herrlich menschlich – und professionell.

 

 

Der Song „When autumn leaves are falling“ (Sam Coslow und Abner Silver) passte zwar nicht ins Frühjahr, aber zum Wetter, und ging tief unter die Haut. Fry bot darin ihr gesamtes Spektrum an Tonhöhen und Klangfarben – atemberaubend.

 

Ans Herz ging die Zugabe, die einen „Da Capo“-Ruf von Schauspieler Patrik Fichte (Verbotene Liebe, Rote Rosen, Traumschiff) forderte. Christina Fry holte ihre Tochter Marlie auf den Schoß und beide sangen den lyrischen Bob Dylan-Song: „Make you feel my love.“ Eigentlich hätte danach das Publikum aufspringen und „mehr, mehr“ rufen müssen.

 

Tante Erna aus Mainz saß an diesem Abend im Kulturhof ebenfalls im Publikum. Die alte Damen hatte „mal eben schnell“ für die entsprechenden Kleider oder zumindest die funkelnden Accessoires daran gesorgt. „Ich habe auch einen Teil zu diesem Abend beigetragen“, sagte Tante Erna stolz und freut sich. Sie ist die Schwester von Nathalie Usselmann-Kock, der Gesangsgröße, Mutter und Ausbilderin Frys.

 

Der einzige Wehmutstropfen des Konzertes: Irgendetwas haperte mit der Technik, zwischendurch schepperten die Boxen und gaben einfach nicht das wieder, was Fry bot: Einen Spitzenauftritt von Weltklasseniveau.



"Stars & Legenden"

ROTENBURGER KREISZEITUNG 16.12.2013

 

Ahausen - Gesang der Spitzenklasse war am Sonnabend im Ahauser Kulturhof zu erleben. Dort gastierte die Live-Show „Stars & Legenden“ mit Christian Fry und Mark Polak.

 

Christina Fry und Mark Polak schlüpften in mehrere musikalische Rollen. Dabei sprang mitunter Sexappeal pur von der Bühne: Ob Fry als Marlene Dietrich in Schwarz mit keckem Schleier oder Polak als Elvis Presley. Natürlich im hautnahen Catsuit inklusive der berühmten rhythmischen Hüft- und Beinbewegungen des „King of Rock 'n‘ Roll“. Mit diesem charismatischen Auftritt wickelte Polak an diesem die begeisterten Damen im Publikum im Nu um den Finger.

Bei seinem Auftritt als Falco machte er eine typische „Schnupfbewegung“, wie es Kokainkonsumenten machen, und verabschiedete sich mit einem „Ich bin Gott“ von der Bühne.

 

„Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ von Marlene Dietrich war eine personifizierte Hommage Frys. Ihr für Tonlage und Fülle ihrer Stimme auf den Leib geschrieben, sind die Stücke Marlene Dietrichs, Edith Piafs und Zarah Leanders.  Sowohl Fry wie auch Polak haben im berühmten Londoner Theaterviertel Westend auf der Bühne gestanden. Internationale Größen auf einer Kleinbühne in Ahausen. „Es gibt eben Dinge, die gibt es gar nicht“.


 

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